Der Aufstieg der digitalen Allmende

… sei „eine der großen Erzählungen unserer Zeit“, sagt David Bollier in diesem lesenswerten Interview. Die Frage, wie er zum Thema kam, beantwortet er so:

„Ich habe 1980 eine von Nader einberufene Konferenz besucht, die mich sehr beeinflußt hat. Sie nannte sich, „Kontrollieren, was wir besitzen“, und es ging da um viele Ressourcen, die wir als Amerikaner formal und sogar legal besitzen, die wir aber nicht kontrollieren oder von denen wir keinen Nutzen haben….

Zum Beispiel kommerzielle Sender. Sie nutzen das Spektrum kostenlos, aber sie geben praktisch nichts für diese Nutzung an die Allgemeinheit zurück… Oder die Ausbeutung von Bodenschätzen von öffentlichem Grund und Boden. Sie ist noch immer durch ein Gesetz geregelt, welches 1872 unter Ulysses S. Grant verabschiedet wurde und Zugangsrechte für 5 Dollar oder weniger pro Ar gewährt. Weide- oder Holzeinschlagsrechte auf öffentlichem Land werden normalerweise weit unter marktüblichen Preisen gewährt. Vom Staat finanzierte Pharmaforschung wird für ein Almosen an Konzerne übergeben. Und diese Pharmaunternehmen kassieren dann von uns Bürgern, die wir als Steuerzahler diese Forschung eigentlich finanziert haben, exorbitante Preise für Medikamente“.

Bollier hat die Geschichte der Modernisierung der Allmendidee in Wissenschaft und Kultur beschrieben.

Eine moderne Idee von den Commons ist mehr als die von Gemeinfreiheit (von Wissen und kulturellen Inhalten), und mehr als die klassische Allmende, die weithin als gestrig gilt. Es ist keine bestimmte Rechtsform – wie die Gemeinfreiheit oder das Gemeineigentum an Land.

Die Commons helfen vielmehr, den Blick darauf zu richten, dass (ich zitiere)

„Gemeinfreiheit (Public Domain) nicht schlicht das Gegenteil von Privateigentum ist … sondern eine anderes Verständnis von Wert schafft, als konventionelles Eigentum schaffen kann. Die Commons sind  Mittel und Weg mit denen eine soziale Gruppe Wert schafft; es ist nichts, was sich allein aus der ‚Originalität‘ eines individuell Handelnden ableitet.“

Das sei genau der Gedanke, den die Initiatoren von Creative Commons begriffen hätten und der Creative Commons so groß gemacht hat. Dann haben dies Leute das

„Copyright sehr schlau genutzt, um diesen sozial geschaffenen Wert auch rechtlich anzuerkennen – das ist gegenüber dem klassischen Copyright eine enorme konzeptionelle Verbesserung, erreicht durch einen genialen hack des Systems.“

Bollier zeigt in seinem neuen Buch “Viral Spiral” wie commons-basierte Innovation aufeinander bezogen ist, auseinander schöpft und hervor geht.

„Es ist eine große Geschichte darüber, wie eine kunterbunte Mischung von selbstbestimmten Aktivisten, Denkern und Freiwilligen die technologische Infrastruktur, die rechtlichen Regeln und die soziale Ethik für eine neue Bewegung aufbaut. Diese Bewegung ist aber mehr als die Bitte, zu „kontrollieren, was wir besitzen“. Es ist eine Bewegung zur demokratischen Transformation und Erneuerung – die sich noch weiter entfalten wird.“ (alle Herv. von mir)

vía

foto on http://www.bollier.org/ by Thomas Bollier

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