Commons sind Zeitgeist

Lesenswerter Artikel in der Jungle World von Alex Berger über Elinor Ostrom, den Nobelpreis,

„Der Wirtschaftsnobelpreis stellt, …, eine Art politische Manifestation des Zeitgeistes dar. … Daher kann die Ehrung Ostroms als symbolische Kehrtwendung zumindest eines Teils der globalen Elite in Sachen Verwaltung endlicher Ressourcen verstanden werden.“

Ich bin immer für derlei Interpretationen! Das hebt die Motivation!

… über einige historische Details und die Kriminalisierung der „commoners“ im Kontext der Einhegung der Allmende:

„Auch von den Zwölf Artikeln der Aufständischen des Deutschen Bauernkriegs beschäftigten sich immerhin vier mit der Forderung nach Aufrechterhaltung bzw. Ausdehnung der Allmenden.“

„Allein für das Jahr 1850 verzeichnete die preußische Kriminalstatistik 265 000 Fälle von Holzdiebstahl. Aber …dieses Problem haben die bürgerlichen Staaten durch Repression, vor allem aber dank der Eigentumsmoral über die Jahrzehnte überwunden.“

Schade nur, dass bereits in der Überschrift aufscheint, dass hier die „commons“ mit „Gemeineigentum“ gleichgesetzt werden, was auch attac gern tut und wogegen Ostrom ausdauernd argumentiert. Gleich zu Anfang wird die Allmende zudem mit der Idee uneingeschränkter Nutzung assoziiert, was ja gerade historisch nicht der Fall war. Wohl auch deshalb bezieht sich Alex Berger auf unser Buch, und stellt fest, dass

„Ostrom selbst ihre Ergebnisse sehr viel vorsichtiger formuliert hat.“

Vorsichtiger würde ich nicht sagen, vielmehr „genauer“: Sie hat einfach unterschiedliche Formen der Nutzung kollektiver Ressourcen (common pool resources) untersucht, und zwar in unterschiedlichen Eigentumsformen. Sie schreibt in ihrem Beitrag:

»Dennoch hat die Forschung kein Allheilmittel für die komplexen Probleme gefunden, die damit einhergehen. Fehlschläge gibt es bei allen Rechtsregimen: bei Gemeineigentum ebenso wie bei Privateigentum oder öffentlichem Eigentum.«

Und hier zum Nachlesen der gesamt Ostromsche Text aus dem Buch als pdf. „Gemeingütermanagement – Eine Perspektive für bürgerschaftliches Engagement“. Weiss nicht, ob es noch was Aktuelleres in deutscher Sprache von ihr gibt. Wichtig wäre, mal einen Text zum Konzept der polizentrischen Governance zu übersetzen. Im nächsten Buch :-).

Foto: Titelblatt einer Flugschrift mit den 12 Artikeln: Quelle

2 Gedanken zu „Commons sind Zeitgeist

  1. Wer hat den Text „Gemeingütermanagement – Eine Perspektive für bürgerschaftliches Engagement“ ins Deutsche übersetzt?

  2. eh, gebe zu – ich kenne die Übersetzer gar nicht. Habe die Texte bekommen und bearbeitet. Wieso? Die Begrifflichkeiten (cpr / commons usw. ) habe ich zuvor per mail mit Ostrom abgestimmt.

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