Elinor Ostrom ist nicht mehr

Noch gestern Nachmittag sprach ich über Elinor Ostrom, in einer Sendung, die der SWR aufgezeichnet hat. Es ging um Rio+20 und darum, dass wir nicht auf „globale Lösungen warten können“.  Kaum hatte ich das Studio verlassen, erhielt ich die Nachricht, die mir mit einem Schlag bewusst machte, dass ich gerade im Wortsinn an ihr Lebenswerk erinnert hatte: Elinor Ostrom, die erste Frau, die den Wirtschaftsnobelpreis erhielt, die US-Amerikanerin, die wie kaum eine Andere die Commons dieser Welt kannte, Ostrom, die Grande Dame der Commons-Forschung, die großartig lernend Lehrende ist nicht mehr.

Das Letzte, was sie zu Rio+20 gesagt hat, beginnt mit ihrem unerschütterlichen Optimismus:

„The good news is that evolutionary policymaking is already happening organically. In the absence of effective national and international legislation to curb greenhouse gases, a growing number of city leaders are acting to protect their citizens and economies. (full text Green from the Grassroots)

Mir ist vor allem eine Lektion von Elinor Ostrom in Erinnerung: Ermutigung! Ermutige die Menschen – ganz individuell. Tu dies ganz schlicht und einfach. Und sie werden ihr Bestes geben! So habe ich die wenigen und doch persönlichen Ermutigungen erlebt.

R.I.P.

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PS: Mein Kollege David hat ihr Tun ausführlicher gewürdigt. Auch er schließt mit einem bestärkenden Gedanken:
„The comforting thought is that, among the thousands of people that she reached and the hundreds of colleagues that she worked with, her legacy is very much alive.“

PPS: Eine Würdigung im nd , in der WOZ, in der Frankfurter Rundschau und der Badischen Zeitung.

3 Gedanken zu „Elinor Ostrom ist nicht mehr

  1. Ich musste sofort an einen Satz von Francis Crick in einem Vortrag vor Studenten am Salk Institut Mitte der 90er-Jahre denken. „Worum ich Sie am meisten beneide“, sagte der damals fast 80-jährige Nobelpreisträger zu seinen jungen Zuhörern, „ist die Tatsache, dass Sie die Antworten auf die Fragen noch erleben werden, die ich heute stelle“. Crick starb 2004. Ein ähnliches Privileg empfinde ich heute, wenn ich die Frage der Commons unter dem Eindruck des Todes von Elinor Ostrom betrachte.

  2. Wenn einmal zurück geblickt wird auf die Dinge, die die Wende ankündigten zur Möglichkeit, zunächst im Kleinen und schließlich doch auch im Globalen zur gemeinsamen Vernunft zu kommen, wird Elenor Ostrom gewiss die prominenteste Erinnerung sein.

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