Extremes Monopol(y)

Der umstrittene Gentechtycoon Graig Venter, bekannt geworden durch die Sequenzierung seines eigenen Genoms, setzt alles daran, die Grenzen des Patentrechts auszuweiten.

Paul Oldham vom Centre for Economic & Social Aspects of Genomics der Universität Lancaster hat die von Venter in den vergangenen Jahren angemeldeten Patente im Bereich der Synthetischen Biologie analysiert. Sie beinhalten die Schaffung künstlicher Gene und Genome ebenso wie Methoden ihrer Transplantation in lebende Zellen oder zellähnliche Strukturen. (Am Ende dieses Dokuments gibt es eine tabellarische Übersicht über die Patentanträge.) Daraus entstehen die erwünschten Produkte – zum Beispiel, wasserstoff-, dh. energieproduzierende Bakterien. Venter will täglich Millionen künstlicher Organismen produzieren. Noch kann niemand sagen, ob und wann es wirklich gelingt, funktionstüchtiges und sich selbst reproduzierendes künstliches Leben zu schaffen, doch der Geschäftsplan steht. Kern desselben ist eine Art Betriebssystem für die vollautomatische Zusammensetzung kompletter synthetischer Genome. Venter nennt es: kombinatorische Genomik. Jeremy Rifkin hat vor einem Jahrzehnt schon darauf hingewiesen, was alles möglich wird, wenn Informations- und Biotechnologie sich verheiraten. Das kann man sich jetzt anschauen.

Methoden und Verfahren sind ja eigentlich nicht patentierbar, ob Venters Anträge Erfolg haben, bleibt abzuwarten. Doch die Erfahrung zeigt, dass Firmen sich immer durch die Hintertürchen der Gesetzgebung drängeln und diese Hintertürchen dann in Scheunentore verwandeln. Offen für die Patentierung künstlichen Lebens, der die Zerlegung natürlichen Lebens -des commons schlechthin- voraus geht.

Die so genannte DNS-Synthese ist nicht neu. Sie erlaubt es schon heute im Prinzip jedem, DNS-Teile von Spezialfirmen zu bestellen und beliebig neu zusammenzusetzen. So kann man biologische „Ersatzteile“ für innovative Produkte schaffen… aber auch für Biowaffen. Die Biologen der Zukunft werden zu Ingenieuren, die eine unendliche Zahl verfügbarer Bauteile zu immer neuen Organismen zusammenstecken können. Gar über Artgrenzen hinweg. Ein interessantes Interview mit Drew Endy, Bioingenieur des MIT, zu den Problemen rund um dieses derzeit frei verfügbare Wissen finden Sie hier.

Die EU hat eigens ein Projekt aus der Taufe gehoben, um möglichst frühzeitig die Risiken der Synthetischen Biologie in der Öffentlichkeit zu diskutieren. Es heißt Synbiosafe. Die Bürokratie scheint besorgt. Craig Venter macht sich indes wenig Gedanken um die Risiken der Synthetischen Biologie. Er hat einen „guten Grund“: “Obviously, if we made an organism that produced fuel, that could be the first billion or trillion-dollar organism.”

Die ETC Gruppe titelt, nicht zu unrecht, dass Venter und sein Team dabei sind, durch die kombinierten Patentanträge eine Art Extremmonopol zu erwerben. Zugleich kommt mir das Ganze vor wie ein ExtremMonopoly. Die Spielsteine sind die Bestandteile des 3,6 Milliarden Jahre alten genetischen Codes, unser kollektives Erbe.

PS: Wenn Sie Venter reden hören wollen. Hier seine Rede vom TED Talk 2005. Auf der „Ted Conference“ treffen sich jedes Jahr Koryphäen aus Technik, Entertainment und Design zum Ideenauszutausch. Wer die 6000 Dollar Teilnahmegebühr nicht aufbringen kann bzw. nicht zu der Exklusivveranstaltung geladen ist, kann ein paar Vorträge im Internet ansehen.

foto on flickr by Esthr

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