Meine Daten gehören mir?

Eine besondere Kategorie von Wissen sind personenbezogene Daten. Google weiss zum Beispiel, wonach Sie im Netz suchen. Amazon sammelt ihre Anfragen nach Büchern und Musik und bekommt so z.B. heraus, dass Sie sich auffällig für Depressionen interessieren, klassische Musik von Mozart lieben oder eine Reise nach Thailand planen. Payback-Karten sammeln Profile von dem, was sie eingekauft haben. Und auch Myspace and Facebook kennen Ihren Musikgeschmack sehr genau.

Alle machen diesen Information zu Geld. Marketingstrategen lieben solche personalisierte Information und sind bereit, dafür viel Geld hinzulegen.

In einer Radiodebatte zur Frage, wieviel Privatheit wir angesichts dieser Datensammelwut eigentlich noch haben, hat ein Diskussionsteilnehmer einen interessanten Gedanken geäussert. Er schlug vor, dass jeder Mensch ein Eigentumsrecht haben sollte an Informationen, die mit ihm zu tun haben.

Dass also jede Firma, die derlei Informationen sammelt, diese Informationen explizit dem einzelnen „abhandeln“ oder „abkaufen“ müsste.

Hm. Wissen als „Eigentum“? Wir sind doch eigentlich für „freies Wissen“? Nun soll zwar sehr viel Wissen als „freies Wissen“ allen zur Verfügung stehen. Aber eben dann auch nicht jegliche Art von Wissen. Manches Wissen gehört eben doch uns ganz privat („privacy“ heisst das englische Stichwort) und nicht einer weiteren Gemeinschaft, dem Staat, oder gar privaten Firmen. Manches Wissen will ich nur mit meiner Therapeutin, meiner besten Freundin, meinem Arzt oder Seelsorger teilen. Oder mit gar niemandem.

Die „Privatisierung“ privaten Wissens, ein Eigentumsrecht auf dasselbe, ist sicherlich als Schutzrecht ein erster Anfang. Und doch frage mich mich, ob nicht viele nur allzu bereitwillig privates Wissen von sich preisgeben, die Proliferation von Social-Networking Websites a la Myspace und StudiVZ ist dafür ein Beispiel. Ein Eigentumsrecht an privaten Daten mit der Möglichkeit diese zu verkaufen böte also auch nur einen begrenzten Schutz, solange Menschen für „privacy“ nicht sensibilisiert sind.

Manches Wissen muss „unfrei“ bleiben. Aber der Einzelne ist nur solange der gute Wächter seiner privaten Daten, solange er um die Notwendigkeit ihres Schutzes weiss. Nicht nur Commons-Management, auch „un-common“ knowledge bedarf der citizenship, des informierten Bürgers.

Foto: by adobemac on flickr

2 Gedanken zu „Meine Daten gehören mir?

  1. Faktisch ist die Situation doch längst da. Man verkauft seine Daten ja an Payback. Der Preis ist halt verdammt niedrig. Der Mehrwert entsteht ja erst bei der Ansammlung der vielen kleinen Datenschnipsel in großen Datenbanken. Vielleicht müsste man eine Art Datengewerkschaft gründen. Wir verkaufen unsere Daten gemeinsam und können dann einen besseren Preis raushandeln. Naja, nicht wirklich …

  2. Pingback: //SEIBERT/MEDIA Weblog » Blog Archiv » Impressumspflicht: Wer Google Analytics nutzt, muss auch darüber informieren

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