Mehdorns Untreue II

Hier hatte ich neulich meine Ansicht zum geplanten Börsengang der Deutschen Bahn gepostet. Mindestens 5 Jahre Gefängnis müssten Mehdorn drohen, wenn es mit rechten Dingen zuginge. Wegen Untreue. Es geht aber nicht mit rechten Dingen zu. Wie heute die Süddeutsche berichtet, wollen sich die Bahnchefs selbst einen miesen Börsengang noch mit Bonusleistungen veredeln lassen.

Auch wenn Verkehrsminister Tiefensee eine immerhin respektable Haltung dazu hat:

„Tiefensee forderte den Bahnvorstand nun auf, freiwillig auf die Boni zu verzichten….“Wir erwarten, dass sich Aufsichtsrat und Vorstand ihrer Verantwortung bewusst sind, dass das Unternehmen zu 100 Prozent im Besitz der Bürger und Steuerzahler ist.“

Eben, Verkehrsinfrastruktur ist Gemeineigentum! … an freiwilligen Verzicht glaube ich nicht, und zwar, weil es um richtig viel Geld geht.

„Vorgesehen sind Tantiemen ab Börsenerlösen von 3,5 Milliarden Euro.

Einen Teil der Bahn für diesen Preis zu verscherbeln wäre ein Skandal. Denn das Tiefenseesche Ministerium selbst soll errechnet haben, dass die DB Mobility (Personen-, Güterverkehr und Logistik), die zu 24,9 Prozent privatisiert werden soll, etwa 14 Milliarden wert ist. Ursprünglich hatte das BMVBS mit 8 Milliarden Einnahmen aus dem Börsengang gerechnet, dann mit 7, mit 6… inzwischen sind sie bei 4 Milliarden gelandet.

Doch

„Mehdorn bekäme nach Angaben aus Bahnkreisen selbst bei diesem Erlös (gemeint sind 3,5 Mrd. – S.H.) noch 150000 Euro Bonus, Finanzvorstand Diethelm Sack 130000 Euro. Bei Börsenerlösen zwischen 4,5 und fünf Milliarden Euro erhielte Mehdorn 600000 Euro, der gesamte DB-Vorstand vier Millionen Euro. Die höchsten Sonderhonorare sind für Aktienerlöse von mehr als sieben Milliarden Euro vorgesehen. Auch in diesem Fall soll Mehdorns Tantieme noch unter einer Million Euro liegen.“

Interessant dazu auch diese Spiegel Mitteilung.

Ehrlich gesagt: Es widert mich an. Was ist das für eine Logik, in der Manager dafür Boni kassieren, dass sie eine Sache, die nicht ihnen gehört, für ein Viertel des geschätzten Wertes losschlagen? Der ehemalige Bundeswirtschaftsminister Müller nennt es in der SZ „das Leistungsprinzip.“ Wie können diese Leute nur ruhig schlafen? Und was hat das Verkehrsministerium wohl gemeint, als es jüngst verkündete: „Die Teilprivatisierung der Deutschen Bahn ist kein Selbstzweck.“? Aus der Perspektive der Bahnmanager hat es jedenfalls nicht gesprochen.

Bleibt nur zu hoffen, dass der Börsengang, auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben wird.

Foto on flickr by Wolfgang Staudt


PS vom 29.10. Staatssekretär, der auch im Bahnaufsichtsrat sitzt, gefeuert. Na immerhin!

Ein Gedanke zu „Mehdorns Untreue II

  1. Ich finde das auch empörend – danke für die Infos. Die Privatisierung der Bahn lehne ich sowieso ab, die wird keinerlei Nutzen für die Bahnfahrer haben. Um die Bahn fit für den Börsengang zu machen, wurde ja schon ordentlich an den Strecken gespart etc.
    Hoffentlich bleibt uns die Börsenkrise noch eine Weile erhalten, dann wird die Bahn den Börsengang vermutlich auch erstmal auf Eis legen.

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